Was passiert? [Klappentext]
Früher, in den dunklen Zeiten, wussten die Leute nicht, dass Liebe tödlich ist. Sie strebten sogar danach, sich zu verlieben. Heute und in Lenas Welt ist Amor deliria nervosa als eine Schlimme Krankheit erkannt worden. Doch die Wissenschaftler haben ein Mittel dagegen gefunden. Auch Lena steht dieser Eingriff bevor, kurz vor ihrem 18. Geburtstag. Danach wird sie geheilt sein. Sie wird sich nicht verlieben. Niemals. Aber dann lernt sie Alex kennen. Und kann einfach nicht mehr glauben, dass das, was sie in seiner Anwesenheit spürt, schlecht sein soll.
Wie fand ich Delirium?
Ich hatte so viel Gutes über Delirium gehört, dementsprechend waren meine Erwartungen hoch. Und wurden enttäuscht.
Die Grundidee ist, einen totalitären Staat zu entwerfen, der Liebe als gefährliche Krankheit darstellt und deshalb unterdrückt werden muss – indem die Menschen sobald sie 18 Jahre alt sind einer Hirnoperation unterzogen werden, die eine beinah vollkommene Unterdrückung der Gefühle zur Folge hat. Begründet wird dieses Vorgehen mit einer Bibel, die von allen gelesen wird, im Grunde genommen aber nichts anderes als Propaganda für das System ist. Und dann gibt es noch die, die sich dem System widersetzen, und in der Wildnis außerhalb der Städte leben. Alles klar. Alles klar.
Ich bin eigentlich ein großer Fan von Dystopien. Zukunftsvisionen, gescheiterte Gesellschaftsmodelle und die Zerstörung der Natur sind alles Hintergründe, vor denen eine tolle Story aufgebaut werden kann. Nur leider hat Lauren Oliver dieses Ziel für meinen Begriff verfehlt.
Aus welchem Grund würde sich eine Regierung dazu entschließen, allen Menschen (sich selbst eingeschlossen) den Teil des Gehirn zu entfernen, der Gefühle zulässt? Was bewegt Menschen dazu, diesen radikalen Schritt zu tun?
Delirium hat darauf leider keine Antwort geliefert. Durch Bibelzitate am Anfang jedes Kapitels soll dem Leser wohl eine indirekte Rechtfertigung durch den Staat gezeigt werden, was meiner Meinung nach nicht gelingt. Liebe wird zwar als etwas Gefährliches dargestellt, jedoch durch die Operation jedem Menschen seine Fähigkeit genommen, richtige Freude, Trauer, Wut oder sonstige Emotionen zu empfinden. Und jeder, wirklich jeder, ob jetzt soziale Unterschicht oder Regierungselite, muss sich diesem Schritt unterziehen. Aber wer genau gewinnt dadurch etwas, wenn nicht mal die Drahtzieher in der Regierung irgendeine Form von Triumph erfahren können?
Dazu kommt, dass die Protagonistin Lena nicht wirklich originell ist. Ihre Familie ist arm und steht dazu noch am Rande der Gesellschaft, weil es Vorfälle mit der Krankheit gab – dementsprechend ist sie das arme Mädchen, dass sich anders fühlt und Angst davor hat, zu versagen. Was im Grunde genommen einen Großteil des Buches einnimmt, ständig macht sie sich Sorgen, dass die sich nicht Regelkonform verhalten und auffallen könnte. Sie hinterfragt das System überhaupt nicht, im Gegenteil, sie sehnt sich ihren Eingriff sogar herbei.
Obwohl es gegen Ende des Buches eine Entwicklung ihres Charakters gibt und sie sich in Alex verliebt, hat es mich nicht überzeugt – mir war Lena zu dem Zeitpunkt schon viel zu unsympathisch. Auch habe ich nicht nachvollziehen könne, wieso Alex sich letztendlich in sie verliebt, da sie im Grunde genommen nur naiv und ängstlich wirkt.
Fazit:
Enttäuschung – mich hat weder die Story noch die Hauptperson überzeugen können.
Erschienen bei: Carlsen Verlag
ISBN: 978-3-551-58232-4